Loverleins Mondfahrt
Ich bin dafür, dass Eltern / Erwachsene sich wieder mehr unterhalten mit (ihren) Kindern, um zu mehr Klarheit, Selbstbestimmung, Selbsterkenntnis und Fantasie zu kommen. Und versuchen eine "echte Demokratie" in der eigenen Familie / im eigenen Umfeld zu leben.
Folgendes Märchen ist inspiriert durch unsere aktuelle Diskussion in tassilo´s Thema "Drei Generationen reichen...":
Ein Vater hat sich nun an die Betten seiner Söhne gesellt, um ihnen eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen:
ein kleines Volk in der Mitte von Europa hat eine kluge und verantwortungsvolle Mutti und eine herrliche Einsatztruppe, die für nachhaltigen Frieden auf der Welt sorgt. Die heißt GanzSchönGut9.
Die Mutti merkt, dass in einem fernen Land, aus dem immer mehr Kinderlein in das Land des kleinen Volkes kommen, wohl etwas nicht mehr stimmt und sendet einen cleveren Tarnling dahin: das ist ein Mensch, der sich so unsichtbar machen kann, wie ein Sandkorn im Sand.
Als dieser zurück kommt, berichtet er der Mutti, dass die dortige Herrscherfamilie ganz schön zittert, weil das dortige Volk nicht so recht zufrieden ist, wie die Geschäfte in den letzten Jahren gelaufen sind und jetzt deswegen schon etliche Menschen hungern und frieren müssen.
Sie haben sich angefangen zu prügeln und von oben schmeißen starke Männer aus Flugzeugen Steine runter. Angeblich um Bösewichte zu treffen und um mal richtig für klare Verhältnisse zu sorgen. Die Starken haben da eine große Erfahrung darin und bisher ist leider immer die Herrscherfamilie samt Hund dabei ausgerottet worden. Das stand dann beim kleinen Volk auch immer in der Zeitung. Mit vielen Bildern auf Seite 1.
Damit sich niemand mehr so was anzusehen braucht und die einen Kinderlein nicht mehr fliehen müssen oder nichts mehr zu essen haben und alle endlich nachts friedlich von schönen Dingen träumen können, spricht die Mutti mit ihrer GanzSchönGut-Truppe, was denn zu tun sei.
Es kommen viele Vorschläge und allen raucht schon der Kopf, als endlich jemand eine Idee hat: wir machen es diesmal ganz anders. Dazu kramt er die Handynummer des Herrschers aus seiner Tasche, die ihm der kluge Tarnling mitgebracht hat aus dem fernen Land und Mutti ruft gleich mal dort an, was denn überhaupt los sei.
Da schluchzt der ferne Herrscher sehr und erklärt, nachdem er sich beruhigt hat, dass er selber Schuld ist an dem ganzen Ärger und Rummel, weil er sich die ganze Zeit viel zu viel aus dem Topf genommen hat, der allen gehört und es gar nicht bemerkt hat, dass manche Kinderlein schon gar nichts mehr zum Essen haben.
Er und auch seine Familie wissen aber jetzt, wie dumm das war. Und wie ungerecht. Und da ganz viel von dem Topf-Geld noch auf einer Parkbank in der Schweiz liegt, wäre es gut, wenn die Mutti-Truppe 9 sie, die Familie, erst mal beschützen könnte, damit ihnen nichts passiert und der ferne Herrscher im Fernsehen ein Interview gibt, sich entschuldigt und einen Plan vorlegt, was jemand mit dem Zaster nun alles einkauft, das den Einheimischen so fehlt, damit sich diese wieder beruhigen.
Einkaufen und vorbei bringen ist ja besser als das Geld selbst, weil das kann ja niemand essen und warm macht es auch nur ganz kurz, falls man es im Ofen verbrennt. Auf der Einkaufsliste stehen auch keine Steine mehr darauf, die irgendwer auf irgendwen werfen könnte, sondern Essen, Saatgut, Nadeln & Fäden, Zelte und Hausbaumaterialien und so Sachen.
Die Mutti und die GanzSchönGut-Leute finden die Liste auch sehr gelungen und schicken diese samt dem Rettungsplan an die Muttis & Papis der anderen kleinen Völker und bitten um Unterstützung, damit diesmal alles ein bisschen besser klappt als bisher. – Und wenn die Menschen klug geworden sind, so leben sie noch heute.
Als wir am nächsten morgen aufwachen, fragt einer der Söhne:
"Papa, haben wir uns denn auch zu viel aus dem "großen Topf" genommen?"
"Ja, mein Lieber, vor allem ich. Aber von mir liegt nix auf einer Schweizer Parkbank. Aber ich kann meine Schulden auch mit Arbeit für das Gemeinwohl begleichen."
Später im Bus fange ich einen Satzfetzen auf: "....5 Wurstsemmeln kaufen und 2 wegschmeißen...". - so ist es denke ich mir. Berlin schmeißt jeden Tag schätzungsweise so viel Nahrung weg, wie München ohne Überschuss verbrauchen würde. (nur um Größenordnungen anzugeben, also ohne Wertung des Berliner Essverhaltens!)
Wir sind ein Volk von Mülltonnen-Teilern geworden, während andere verhungern. Der Grundgedanke und die Notwendigkeit des Teilens kommt durch unser Steuer- & Umverteilungssystem m.E. noch nicht zur Geltung.