Gerade bin ich
ein wenig entsetzt. Eine Achse von Faszination zu Sucht kann ich nicht erkennen. Auf gar keinen Fall. Und den Schluss von echten (TÖDLICHEN) Schusswaffen zu Ballerspielen finde ich ehrlich gesagt, hanebüchen.
Vielleicht muss man, um zu verstehen, einfach ehrlich sein. Menschen, die dermaßen gesegnet sind, dass sie nie Unbilden oder Lebensklippen zu bewältigen hatten, haben es gut und es ist recht einfach, über die zu urteilen, denen der Wind ihr Leben lang ins Gesicht geweht hat und deren Leben immer nur Kampf war.
Mit 8 Jahren begann ich mit Judo. Mit 10 kam Karate hinzu und zwar nicht irgendeines, sondern Kyokushinkai. Wohl mit die härteste Stilart. Mein Freund und ich übernahmen den Verein, nachdem unser Trainer zurück nach Schweden ging. Er hinterließ uns aber außer dem Karate noch Sai, Bo und Nunchakus. Die sind heute verbotene Gegenstände. Schade. Auch das waren schon Waffen. Ein anderer Freund nahm mich mit zum Schiessstand nach Plaggenschale. Das erste Mal hatte ich (der damals kurz vor der Dan-Prüfung stand) eine Schusswaffe in der Hand. Eine Miroku-Bockdoppelflinte. Kaliber 12/76 Magnum. Den Moment werde ich nie vergessen. Es war ein Gefühl, das man wenig nachvollziehen kann, wenn man keinen Draht hat. Und zwar zu Macht. Als ich die Schrotflinte, die man zu jagdlichen Zwecken verwendet, in der Hand hielt, das Gewicht spürte, die perfekte Verarbeitung, spürte ich die tödliche Macht dieses profanen Stückes Metall. Nun hatte ich da den blauen Gürtel in Judo, braun in Karate und war weiß Gott kein hilfloser Mensch oder jemand ohne Fertigkeiten der Verteidigung oder gar des Angriffes. Eine besondere Form der Ausübung und Verantwortung. Das Training mit den asiatischen Kampfsportarten brachte auch philosophische Aspekte mit sich, die beim Militär gänzlich fehlen. Dort lernt man andere Dinge. Teamspiel, Vertrauen in Kameraden, Gehorsam, Verlässlichkeit, Disziplin in anderer Weise. Das Interesse war geweckt, sowohl an militärischen Strukturen, als auch bei der Ausbildung, die ein ganz anderes Ziel hatte. War es bislang immer und grundsätzlich nur Verteidigung (Judo) und Nahkampf, also bereits der Kampf am Mann, so lernte ich zunächst in der Panzertruppe den erweiterten Nahkampf, den Kampf auf mittlere Entfernungen und den Feuerkampf aus der Distanz bis 4 Kilometern. Gut... einen Panzer bekommt man nicht (außer in den USA) aber man bekommt ein Gewehr und eine Pistole. Ganz ehrlich? Total langweilig. Das G3 ging ja noch, weil es sehr präzise schießt, mit der Pistole, die einer Türklinke glich, konnte ich nix anfangen. Auch die UZI, an denen damals die Panzerbesatzungen ausgebildet wurden, war ... mies.
Bei einem Gespräch mit meinem Kommandeur, in dem er mir seine eigene Knarre vorstellte, eine auch total langweilige Smith&Wesson 5904, erklärte er mir, dass jeder seinen eigenen Weg finden müsse. Und wenn das ein Weg ohne Waffen sein sollte, muss man das respektieren. Aber wir als Soldaten waren in der Pflicht, den Kampf für die aufzunehmen, die nicht selbst kämpfen können. Nur dazu sind wir da.
Es dauerte nicht lange, und ich war verantwortlich für die Waffenkammer. War Bataillons-Anschuss-Schütze, goldene Schützenschnur und all das. Schusswaffen und ich vertrugen uns prima. Privat ging ich in einen Schiesssportverein, denn beim Bund wurde mir zu selten geübt. Und die Pistolen der BW waren damals... naja. Ich begann Aikido und IaiDo. Schwerter wurden wie eine zweite Haut. Ohne dass ich es bewusst vorangetrieben habe, war ich auch noch Colt-Waffen-Sammler und im Besitz von 32 Waffen. Drei Katana, Naginata, Sai, Bo....
Ich gehe mein ganzes Leben lang mit Waffen um. Eines habe ich gelernt: Waffen sind tatsächlich nur Instrumente. Die eigentliche Waffe bin ich.
Waffen sind meine Freunde, sie geben sich mir hin, ich verstehe sie. Kleine mechanische Wunderwerke. Aber auch todbringende Instrumente, man darf das nie vergessen und NIE die Konzentration verlieren. DIE DINGER SIND TÖDLICH und verzeihen nur selten Fehler.
Gelernt habe ich das, als ich 1979 vom schießen kam. Ziemlich müde, wollte ich meine .22 Colt Diamondback noch reinigen. Und ich Idiot hatte wohl nicht gepeilt, dass noch eine Patrone in der Trommel war. Ich Depp habe meinen Fernseher erschossen. Nicht auszudenken was passiert wäre, hätte meine Frau da gestanden. DAS sind Momente, die wirklich lehrreich sind. Ist mir auch nie wieder passiert.
Ein verantwortungsvoller Umgang, zuverlässige Personen, charakterstarke Schützen und Waffenbesitzer.... alles gut und schön, aber... das sind Momentaufnahmen, Freunde. Wenn ich 1978 als Soldat oder Polizist einen guten Charakter bescheinigt bekomme, heißt das doch nicht, dass das ein Leben lang so bleibt? Scheidung, Degradierung, Verlust des Sorgerechts, Mahnung, Insolvenz und ab zur Tafel. Da wird der eine oder andere bestimmt in Versuchung geführt, einen Ausweg zu finden. Oder ein Ventil zu finden. Erst in Situationen außerhalb der Normalität enthüllen den wahren Charakter. Und der ist manchmal mörderisch. Gottseidank meistens jedoch nicht. Ich mag meine Waffen. Sie sind ästhetisch, perfekt und tödlich. Ich glaube, diese Mischung macht es aus.
Übrigens... ein Spruch zum nachdenken. Keine Ahnung, wo ich den gehört habe.
Ich habe keine Angst vor Menschen, die viele Waffen haben. Angst habe ich vor Menschen, die nur eine haben.
Tom