Arm dran ist besser als Arm ab.
Ich muss gestehen, so langsam hätte ich da gerne mal ein Problem. So zum Beispiel mit der Frage: Was ist das Gegenteil von Rassismus?
Aber gut:
Als Spaziergänger im Park habe ich nun schon vier mal die Erfahrung machen müssen, manche Hund beißen. Was ist also sinnvoll? So zu tun, als wenn nicht alle Hunde gleich wären, was sie auch nicht sind oder erst mal davon ausgehen, auch der nächste Köder könnte mich beißen wollen und deshalb vorsichtig zu sein und ihm keine freundliche Gesamtstimmung zu unterstellen. Also eher einen großen Bogen um ihn herum.
Bei Katzen sieht es anders aus. Bei Katzen habe ich die Erfahrung gemacht, alle Katzen mit denen ich in Kontakt gekommen bin haben mich über kurz oder lang gekratzt. Ist es jetzt eher von Vorteil zu denken: Scheiß Katzen, mit Euch will ich nichts mehr zu tun haben. Natürlich wohl wissend, dass es auch Katzen gibt, die nie und nimmer kratzen. Ein paar Bekannte behaupten eine solche zu haben.
Mit Wildscheinen ist es dagegen so eine Sache. Da hörte und las ich schon so einiges. Die Frau eines Bekannten kennt eine Frau deren Tante recht übel zugerichtet wurde, als sie in den Pilzen war und dachte, das knacken hinter ihr wäre nur ein Ästchen das herunter gefallen ist. Ganz im Ernst, mit Wildschweinen will ich seither nicht zu tun haben, besteht auch nur der Verdacht, dass da welche sein könnten, dann bleibe ich der Gegend fern.
Zu all den Erfahrungen mit Viechern, lernte ich kürzlich, dass das menschliche Gehirn so arbeitet, dass es in Mustern Übereinstimmungen zu finden trachtet. Es spielt dabei keine Rolle ob das Sprache, Topografie, Verhalten oder sonst was ist.
Ein Vorteil davon ist, dass wenn ich egal welche Erfahrungen mache, natürlich können das auch positive sein, dann werde ich per dieser Mustererkennung verdammt sein, in ähnlichen Fällen gleiches zu unterstellen. Habe ich also mit drei Frauen wunderbare Vögelerlebnisse gehabt, dann werde ich der künftig Vierten erst einmal das Gleiche unterstellen.
Bei negativen Erfahrungen werde ich in ähnlichen oder gar gleichen Situationen, sprich Mustern, vorsichtiger sein. Würde ich mich nicht so verhalten, was wäre ich dann? Etwa ein Idiot dem es an Lernfähigkeit fehlt?
Anders herum, was ist daran falsch, wenn ich aus informellen Erfahrungen lerne, dass es in einem Krieg Tote gibt. Selbst war ich ja noch in keinem und trotzdem nicht in Kriegsgebiete reise. Oder erweitert, dass Menschen in Kriegsgebieten an Friedfertigkeit einbüßen und gegen Leid, Not, Mord und Todschlag abstumpfen und dies vermeintlich dahin mitnehmen, wohin sie sich flüchten?
Wer jeden Tag erzählt bekommt, dass es Regenwürmer gibt die beißen, der wird, wenn er nicht gar zu lernunfähig ist oder abgestumpft ist, irgendwann große Vorsicht walten lassen, wenn er seinen Garten umgräbt. Selbst gebissen worden sein, muss er dazu nicht einmal.
Selbstverständlich können wir alle mit Vernunft und Überlegung selbst drauf kommen, dass Regenwürmer nicht beißen. Oder viele Araber keine Bomben werfen, Türken nicht alle nur Knoblauch essen, Ostdeutsche nicht alle AfD wählen und Norddeutsche grundsätzlich kontaktarm und emotional schaumgebremst sind.
Doch wenn echte oder vermeintliche Erfahrung, im Einzelfall das jeweilige Gegenteil versprechen, zumindest greifbar wahrscheinlich machen, was bin ich dann, wenn ich keine Vorsicht walten lasse? Doch nicht etwa ein unverbesserlicher Idiot? Wäre das dann das Gegenteil von Rassist? Oder was sonst ist das Gegenteil dessen?